Weltgrößter Batteriespeicher errichtet

BYD bringt in China Riesen-Akku ans Netz und plant mit Partner FENECON weitere Großspeicher für Deutschland

Deggendorf/Shenzhen 16. Okto­ber 2014: Das chi­ne­si­sche Unter­neh­men BYD hat den der­zeit größ­ten kom­mer­zi­ell genutz­ten Ener­gie­spei­cher der Welt ans Netz gebracht: 20 Mega­watt (MW) Wech­sel­rich­ter­leis­tung bei 40 MWh Kapa­zi­tät ste­hen auf dem Werks­ge­län­de von BYD bei Hong­kong zur Nut­zung bereit.

Der neue BYD-Groß­spei­cher an der Unter­neh­mens­zen­tra­le in Shen­zhen dient vor allem dazu, Last­spit­zen in der Ener­gie­nach­fra­ge abzu­fe­dern: Ins­be­son­de­re nachts, wenn der Ener­gie­be­darf gerin­ger ist, lädt die Rie­sen­bat­te­rie über­schüs­si­gen Strom aus dem Netz; tags­über ent­neh­men die Ver­brau­cher den Strom wie­der aus den 32 ein­zel­nen Spei­cher­ein­hei­ten mit je 1.250 kWh, aus denen das gro­ße Ener­gy-Sto­rage-Sys­tem (ESS) besteht. Neben die­sem „Peak Shaving“ kann das Sys­tem auch zur Fre­quenz­sta­bi­li­sie­rung im Netz bei­tra­gen. Ins­ge­samt knapp 60.000 ein­zel­ne Lithi­um-Eisen­phos­phat-Zel­len mit je 230 Ampere­stun­den Kapa­zi­tät bil­den den Ver­bund, der in sei­nem Spei­cher­um­fang etwa einer hal­ben Mil­li­on Lap­top-Bat­te­rien oder 2.000 Elek­tro­au­tos entspricht.

„Die Dimen­sio­nen und Kenn­zah­len die­ses Sys­tems sind beein­dru­ckend. Hier ist in einem Gebäu­de etwa so viel Bat­te­rie­ka­pa­zi­tät instal­liert, wie wohl alle bis­her in die­sem Jahr in Deutsch­land ver­ein­ten Heim­spei­cher zusam­men haben“, rech­net FENE­CON-Geschäfts­füh­rer Franz-Josef Feil­mei­er hoch, der eng mit BYD zusam­men­ar­bei­tet. Er ver­treibt mit sei­nem Team in Euro­pa die Heim­spei­cher des chi­ne­si­schen Anbie­ters. Gemein­sam pla­nen bei­de Part­ner­un­ter­neh­men ähn­li­che Pro­jek­te. „In Chi­na gibt es kei­ne alt­ein­ge­ses­se­ne Ener­gie­lob­by, die sich Strom­spei­cher mit der Behaup­tung vom Leib hal­ten will, man brau­che die­se erst in 20 Jah­ren. Im Gegen­teil, dort wer­den die rele­van­ten Geschäfts­fel­der der Zukunft erkannt und die Wei­chen ent­spre­chend gestellt. Ent­schei­dend ist es, die Funk­ti­ons­viel­falt von Spei­chern zu erken­nen und zu nut­zen. Mit kom­bi­nier­ten Anwen­dun­gen für Regel­leis­tung, Dienst­leis­tun­gen im Ver­teil­netz und den Anwen­dungs­funk­tio­nen bei dezen­tra­len Strom­ver­brau­chern erzie­len Spei­cher bereits jetzt auch in Deutsch­land eine hohe Wirt­schaft­lich­keit bei opti­mier­ter Versorgungssicherheit“.

Von der Idee ans Netz in zehn Monaten

Der Start­schuss für das Pro­jekt in Chi­na fiel im Okto­ber 2013, Betriebs­be­ginn war im Juni 2014. Die Hälf­te der ins­ge­samt zehn Mona­te dau­ern­den Zeit von Pla­nungs­be­ginn bis Inbe­trieb­nah­me war für den Auf­bau der Gebäu­de erfor­der­lich. Die eigent­li­che Instal­la­ti­on des Spei­chers nahm drei Mona­te in Anspruch. Der Kraft­werks­leit­stand ist im Gebäu­de auf­ge­baut und stammt wie alle wei­te­ren Kom­po­nen­ten vom Unter­neh­men selbst. Ein red­un­dan­tes und von der Zel­le über das Bat­te­rie­mo­dul bis zum Sys­tem durch­ge­hen­des Sicher­heits­kon­zept gewähr­leis­tet einen gefahr­lo­sen Betrieb der Lithium-Eisenphosphat-Akkus.

Der Groß­teil der Gel­der stammt von BYD, zu einem klei­nen Anteil sind auch Inves­to­ren betei­ligt; die Nut­zung von Preis­un­ter­schie­den zwi­schen Bela­den und Ent­la­den durch Tag- und Nacht­strom, ein ver­mie­de­ner Netz­aus­bau für Spit­zen­las­ten und Ein­nah­men für Netz­dien­lich­keit ermög­li­chen einen wirt­schaft­li­chen Betrieb ohne För­de­rung oder Subventionen.

Der Rekord­spei­cher löst den bis­he­ri­gen Spit­zen­rei­ter ab, ein 2011 instal­lier­tes 6 MW / 36 MWh Regel­spei­cher­kraft­werk in der Nähe Pekings, das eben­falls von BYD rea­li­siert wur­de. Der­weil gehen die Pla­nun­gen für die nächs­te Gene­ra­ti­on von netz­dien­li­chen Spei­chern bereits wei­ter: aktu­ell wer­den 3 Stand­or­te für ein 1000 MW / 200 MWh Spei­cher­kraft­werk geprüft.

Die Spei­cher­ex­per­ti­se und über­le­ge­ne Bat­te­rie­tech­nik des Unter­neh­mens hat auch Daim­ler erkannt: Das Unter­neh­men fer­tigt für den chi­ne­si­schen Markt gemein­sam mit BYD in einem Joint Ven­ture das Elek­tro­fahr­zeug DENZA.